Grippeschutzimpfung für Kinder ????

21. Oktober 2024

[Medizin] modern und klar

Influenza – das ist doch eine hoch infektiöse Virus-Krankheit, die nur für über 60-Jährige oder jüngere mit einer Grundkrankheit gefährlich werden kann!?

Die aktuelle Impf-Empfehlung der STIKO, die zentral auf diese Gruppen zielt, legt diese Fehleinschätzung nahe.

Die Realität sieht allerdings ganz aus. Mehr Kleinkinder als alte Menschen erkranken schwer an Influenza, benötigen stationärer Betreuung. Seit den Covid-19-Lockdowns werden sogar Jugendliche oftmals Opfer schwerster und komplizierter Influenza-Verläufe. In allen Altersgruppen sind bakterielle Überinfektionen, vor allem durch Otitis media und Bronchopneumonie häufige Komplikationen. Überwiegend bei männlichen Jugendlichen drohen Myokarditiden, die tödlich verlaufen können – und dies zumeist bei solchen ohne jegliche Vorerkrankungen.
Weltweit kommt es in jedem Jahr zu 11.500 bis 28.100 Influenza-bedingten Todesfällen in diesen Altersgruppen von 0 bis 18 Jahren.

Kindernasen als wichtigstes „Viren-Reservoir“?

Doch diese Gefährdung der Kinder und Jugendlichen selbst ist nur die eine Seite der „Influenza-Medaille“.
Ganz im Gegensatz zur Übertragung bei Covid 19 stellen diese jungen Altersgruppen das wichtigste Reservoir dar für Influenza-Viren. 20-30 % dieser jungen Patienten tragen Winter um Winter teilweise über viele Wochen Influenza-Viren im Nasenrachenraum, zumeist als stille, aber gefährliche Virus-Vehikel, die keinerlei Krankheitszeichen verursachen und keine schützenden Isolierungs-Maßnahmen induzieren.

Bei den über 60-Jahrigen stellen dagegen nur 5-10 % solche Virus-Träger. Dieser junge ,Feuerbrand der Influenza“ gefährdet gerade die Alten und chronisch Kranken extrem. Es ist sinnvoll, diese „alten und kranken“ Hochrisikogruppen für schwerste Influenza-Verläufe durch konsequentes Impfen zu schützen.

Empfehlung in anderen Ländern bereits etabliert

Andere Länder, auch direkt benachbarte, haben die Influenza-Impfung von Kindern längst eingeführt.
So empfiehlt die französische Impf-Kommission seit 2023 alle Kinder ab dem siebten Lebensmonat bis zum neunten Lebensjahr im ersten Jahr zweimal, dann in jedem Folgejahr erneut einmal gegen Influenza zu impfen. In England wird ein solcher Influenza-Schutz bei Kindern schon seit vielen Jahren durch eine nasale Lebendimpfung (LAIV) erreicht, deren hohe Effizienz beim „Schutz der Alten“ vielfach durch Studien belegt werden konnte.

Und die praktische Durchführung dieser Influenza-Impfung im Kindes- und Jugendalter istwirklich ein Kinderspiel!

Fast alle Influenza-Impfstoffe sind bereits ab dem siebten Lebensmonat zugelassen. Bei einigen soll in den ersten Lebensjahren nur mit halber Dosis, zumeist aber bei der Erstimpfung zweimal mit einem Abstand von mindestens vier Wochen geimpft werden.
Der nasale Lebendimpfstoff ist ab dem dritten bis zum 18. Lebensjahr zugelassen.

In einigen Bundesländern ist die Influenza-Impfung schon seit vielen Jahren ab dem Alter von sieben Monaten Kassenleistung,
in vielen anderen wird sie als freiwillige Satzungsleistung von Krankenkassen übernommen.

Die Influenza-Impfung bei Kindern und Jugend lichen ist eine für den Individual- sowie Herdenschutz hoch effiziente Maßnahme

U. Enzel, Der Allgemeinarzt 16/2024, S.38-39

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