Entresto© und Jardiance© bei Herzinsuffizienz – Zauberzeug oder klasse Lobbyismus?

07. März 2024

[Medizin] modern und klar

In Deutschland spielen die Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) eine entscheidende Rolle, um eine standardisierte und effektive Betreuung für Patienten mit chronischen Erkrankungen zu gewährleisten. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Nationale Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz und die spezifischen Medikamente, die im Mittelpunkt der Behandlung stehen.

Die Nationale Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz im Überblick: Die nationale Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz sind ein wegweisendes Instrument, das von Experten auf Basis von wissenschatlichen Untersuchungen entwickelt wurde, um Ärzten und Patienten klare Handlungsrichtlinien zu bieten. Diese Leitlinien umfassen diagnostische Kriterien, Empfehlungen für die medikamentöse Therapie, nicht-medikamentöse Ansätze und unterstützende Maßnahmen.

Spezifische Therapieoptionen und Medikamente:

  1. ACE-Hemmer (Angiotensin Converting Enzyme): ACE-Hemmer sind Schlüsselkomponenten bei der Behandlung von Herzinsuffizienz. Sie helfen, Blutgefäße zu erweitern, den Blutdruck zu senken und die Belastung des Herzens zu reduzieren.
  2. Beta-Blocker: Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Stresshormonen auf das Herz, was zu einer verbesserten Herzfunktion und einer Verringerung der Belastung führt.
  3. Diuretika: Diuretika, oder auch Wassertabletten genannt, werden verwendet, um überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen. Dies hilft, Schwellungen und Atemnot zu reduzieren.
  4. Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA): Diese Medikamente helfen, den Elektrolythaushalt im Körper zu regulieren und tragen dazu bei, die Progression der Herzinsuffizienz zu verlangsamen. Hier ist Spironolacton das Mittel der Wahl. Eine Therapie des 10-fach teureren Eplerenon ist nur in Einzelfällen medizinisch notwendig.
  5. ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor, z.B. Entresto): Die Leitliniengruppe sieht in Übereinstimmung mit internationalen Leitlinien ARNI in erster Linie als Ersatz für ACEi bei Patient*innen, die unter Therapie mit ACEi, Betablockern und MRA symptomatisch bleiben bzw. progredient sind, da direkte Evidenz mit moderater Aussagesicherheit nur für dieses Setting existiert und weil die Hinzunahme der neprilysininhibierenden Komponente eine Therapieintensivierung darstellt (Quelle: https://www.leitlinien.de/themen/herzinsuffizienz/version-4/kapitel-6)
  6. SGLT-2-Inhibitoren (z.B. Jardiance): Die Wirksamkeit von SGLT2-Inhibitoren (und damit einer Vierfachkombination) wurde bei Patient*innen mit einer leitliniengerechten Vorbehandlung der HFrEF mit RASi, BB und ggf. MRA geprüft (Quelle: https://www.leitlinien.de/themen/herzinsuffizienz/version-4/kapitel-6)

Somit ist der Beginn einer Herzinsuffizienz-Therapie laut NVL mit ACE-Hemmern und Beta-Blockern die wissenschaftlich am besten untersuchte Option, bei Fortbestehen von Atemnot, Kurzatmigkeit und Brustschmerzen soll die Therapie mit z.B. Spironolacton intensiviert werden. Erst dann kann eine Therapieerweiterung um Entresto oder Jardiance erwogen werden.

Siehe auch

  • Topaktuell „arznei-telegramm“ (=unabhängig und evidenzbasiert): https://www.arznei-telegramm.de/html/2024_02/2402009_02.html
  • Anlage zur Vereinbarung nach § 130b Abs. 1 Satz 1 SGB V zwischen dem GKV-Spitzenverbandund der Novartis Pharma GmbH zum Arzneimittel Entresto®: https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/arzneimittel/amnog_praxisbesonderheiten/16005pb20170101.pdf

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